Chefkoch

Chefkoch ist nicht nur optisch der Prototyp eines echten Berliners. Jovial, umgänglich, große Fresse, aber was dahinter. Früher war er ein Teil der Kaosloge, die einzige Crew im deutschen HipHop, in der Ostler und Westler, Kurden und Israelis, Moslems und Juden in friedlicher Koexistenz vereint waren. Nach der Trennung konzentrierte sich der gelernte Beleuchter auf sein Soloalbum, das schon seit Jahren angekündigt war. Nun ist es fertig und erscheint über Orgis I Luv Money Records. "Friss oda stirb" lautet der frontale Titel. Warum es so lange gedauert hat, was auf dem Album passiert und was Cheffe sonst so treibt, erfahrt ihr alles in folgendem Interview.

rap.de: Dein Album ist fertig. Wie lange eigentlich schon?

Chefkoch: Ja. Bereits seit Dezember. Wir wollte es dann doch erst nach Neujahr rausbringen, wegen dem Vorlauf. Wenn es dann schonmal drei vier Jahre gedauert hat, dann haben wir den Monat auch noch Zeit.

rap.de: Damit sind wir schon bei der nächsten drängenden Frage: Was war eigentlich los, weshalb hat das so lange gedauert?

Chefkoch: Naja, die Loge hat sich 2005 aufgelöst. 2006, 2007 hab ich geschrieben. Dann ist mein Vater gestorben. Danach war erstmal stop. Da ging erstmal gar nichts mehr. Später habe ich wieder angefangen, zu schreiben. Viele alte Tracks mussten weichen, weil sie nicht mehr so sind, wie sie mal waren. Dazu kam, dass bei fast allen Produzenten und Grafikern – bis auf (DirtyDasmo – die  Rechner technische Probleme hatten. Das hat sich ewig hingezogen.

rap.de: Das muss für dich doch ein richtiger Kopffick gewesen sein.

Chefkoch: Ja, klar. Alles weg oder halbweg. Dann stimmte dieses und jenes nicht mehr. Tracks klangen plötzlich anders, aufgrund fehlender Plugins. Kurz vor Schluss beim Mischen ist dann auch noch der Mixer kaputt gegangen. Deshalb hat alles so lange gedauert.

rap.de: Ist das Album dadurch zerstückelt, weil es ja kein durchgehender Prozess war?

Chefkoch: Ich beschreibe es immer als Setzkasten. Die schönsten Figuren sind drinne. Und so hängt er jetzt da. Es ist auf jeden Fall kein Bild, was man zusammensetzen kann. Aber es ist trotzdem ein rundes Album, würde ich sagen. Kannste groß schreiben: DIT BIN ICKE, KEULE! Hast du noch Wasser? Das Wasser hier bei euch ist unglaublich lecker, muss ich mal sagen.

rap.de: Nur für die feinen Gäste. (schenkt ein) Wie wichtig ist dir Rap eigentlich noch? Du machst ja nun auch noch andere Sachen. Wir haben die DVD gesehen, dort bist du grad am Tatort-Set…

Chefkoch: Tatort? War das Tatort? Ich hab sie selbst noch nicht gesehen, aber das war nicht bei Tatort, sondern an einem anderen Set. Ich durfte damals noch nicht sagen, wofür es war, wegen Datenschutz. Jetzt kann ich es ja sagen. Es war "Allein gegen die Zeit". Das ist eine Serie für Kinder, es war die zweite Staffel. Die erste Staffel wurde sogar in den USA für den Emmi nominiert, als beste Kinderserie, und hat in Deutschland schon einen Haufen Preise gewonnen. Ein cooles Ding.

rap.de: Was machst du denn beim Film?

Chefkoch: Ich bin Schauspieler. Ich habe auch eine Agentur, die mich seit 16 Jahren vermittelt. Letztes Jahr habe ich gut gedreht, fürs Fernsehen. Zum Beispiel für "Polizeiruf Rostock", das kommt im August, aber leider darf ich nicht mehr darüber verraten. Das läuft auf ARD, 20.15 Uhr – Primetime.