Interview mit Blut & Kasse

Blut & Kasse konnte in letzter Zeit zunehmend Aufmerksamkeit auf sich lenken, sei es mit dem Video „Deutsch“ gemeinsam mit Pedaz, das am 3. Oktober erschien oder dem Mega-Posse-Track „30-11-80“ von sido feat. alle. Und da morgen, am 22. November sein Debütalbum „Macher oder Träumer“ (hier bestellen) erscheint, könnte man meinen, der Würzburger wäre ein klassischer Newcomer. Ist er aber nicht. Wer in seinem Plattenschrank kramt und die EP „Grundausbildung“ von Hecklah & Coch herausholt, findet darauf einen gewissen BK als Feature. Genau – ist er. Wit trafen Blut & Kasse in Stuttgart zum Interview.

rap.de: Man kennt dich schon seit der Zusammenarbeit mit Hecklah und Coch. Wie bist du damals mit denen in Kontakt gekommen? 

Blut & Kasse: Ich habe das damals so gemacht, wie es viele Junge machen, die rappen wollten: Ich habe einfach Dinger aufgenommen und die dann an alles ,was es damals gab verschickt. Im Internet gab es zu dieser Zeit noch nicht so große Plattformen. Ich komme halt aus Würzburg, einer Stadt mit etwa 150.000 Einwohnern und da hat es logischerweise auch keine große Szene gegeben, verglichen mit Städten wie Berlin oder Hamburg. Schließlich haben mich dann Plattenpapzt ins Studio eingeladen, wo wir erstmal einen weggebechert haben und anschließend aufgenommen haben.

rap.de: Ein Album ist dann aber nicht gekommen von dir?

Blut & Kasse: Nee, ich habe damals eigentlich mit den Produzenten von Hecklah und Coch abgesprochen, dass wir ein Album machen, aber es ist nie etwas daraus geworden. Die sind halt eher so in der Popschiene tätig und haben auch andere Aufträge. Es sind so Produzenten, die schauen, was gerade aktuell ist und probieren, alles zu machen, was gerade angesagt ist. Wahrscheinlich haben sie damals was Neues entdeckt und sich erst mal dem gewidmet.

rap.de: War also auch ein wenig ein ernüchternder Einstieg?

Blut & Kasse: Ja klar. Ich bin auch immer wieder enttäuscht worden über die Jahre hinweg. Man ist jung und unerfahren und hat keine Ahnung, wie das Game läuft. Wenn man jung ist, macht man sich ganz schnell Hoffnungen und wird vielfach enttäuscht. Aber ich bin trotzdem dran geblieben, man darf sich halt nicht nur auf andere verlassen. Ich habe dann gemerkt, dass ich mit jedem Video, das ich gemacht habe ein Stück weiter gekommen bin und konnte dadurch auch immer mehr Kontakte knüpfen.

rap.de: „Macher oder Träumer“ ist dein Debütalbum. Wurde langsam Zeit, oder?

Blut&Kasse: Ja. Zehn Jahre nach dem ersten Release ist es schon mal an der Zeit, ein Album zu releasen. Es hätte auch eine EP werden können oder so, aber ich war mir sicher, dass das Zeug so gut ist, dass ich es wirklich als Album präsentieren kann. Ich habe halt momentan kein Label in meinem Rücken. Ich hätte vielleicht ein Label in meinem Rücken haben können, was mir vielleicht ein paar Tausend Verkäufe mehr im garantiert hätte. Aber ich habe halt darauf geschissen, weil ich von der Qualität überzeugt bin und mittlerweile auch einen starken Backround von talentierten Leuten habe. Neben Videoproduzenten und Grafikern, die mir helfen ist Wolfpack beispielsweise für den Vertrieb zuständig.

rap.de: Viele andere hätten wahrscheinlich aufgegeben, was hat dich dazu bewegt weiter zu machen?

Blut&Kasse: Ich kenne viele, die Rap irgendwann weggeschmissen haben. Die haben Rap halt mehr als Hobby gesehen oder als etwas, womit man schnell Geld verdienen kann. Wenn man das so sieht, hat man zwei Rückschläge und dann gibt man auf. Ich mache es halt schon immer aus Leidenschaft und daher gibt es bei mir gar nie den geringsten Grund aufzuhören. Ich habe auf jeden Fall schon viel Erfahrungen gesammelt und stetig dazugelernt und das kann ich heute nutzen. Im Endeffekt geht es mir darum, immer weiter zu kommen, Schritt für Schritt.

rap.de: Wie hast du dich über Wasser gehalten die letzten zehn Jahre?

Blut&Kasse: Ich bin immer noch am arbeiten. Momentan mach ich neben der Musik Hausmeistertätigkeiten, davor war ich fünf Jahre lang in einer Druckerei tätig. Aber ich war nie der große Arbeiter und habe das Musikding schon immer als Hauptbeschäftigung gehabt, weil ich mein Leben für etwas nutzen will, das mir Spaß macht. Geld kommt immer irgendwie.

rap.de: Aber du hoffst schon, dass du bald einmal Geld durch Musik verdienst?

Blut&Kasse: Ja, es wäre natürlich super, wenn ich davon leben könnte und somit einen freien Kopf hätte. Dann könnte ich alles in Ruhe machen und es wäre auch schön einmal ein Album mit einem größeren Budget als für „Macher oder Träumer“ zu machen. Mein Ziel ist es  auch immer ein Stück professioneller und qualitativ besser zu sein als das letzte Mal. Ich bin froh, wenn Geld rein kommt, erhoffe mir aber keinen grossen finanziellen Gewinn, sondern eher nur eine Basis für das nächste Album.