HipHop Kemp spezial: Ein Festivalbericht von Lisa

Auch dieses Jahr machten sich wieder tausende junge Menschen auf den Weg nach Tschechien – so auch unsere Reporterin Lisa, die hier von ihren Erlebnisse und Erfahrungen im Land des guten Bieres und der sexistischen Passwörter berichtet.

    

Ich glaube, Gott wollte nicht, dass wir zum HipHop Kemp fahren. Jahrelang haben wir das Treiben in Tschechien zwar überaus wohlwollend und interessiert beobachtet, wirklich hingefahren ist dann aber doch keiner. Dabei liest sich der Anfahrtsweg auf dem Papier ziemlich simpel. Von Berlin aus mit dem EC über Dresden bis Prag, dann umsteigen in einen Regionalzug und nach viereinhalb bis fünf Stunden entspannter Zugfahrt ist man schon im Herzen der Stadt, die sich auf die Fahnen schreiben darf, das aktuell größte europäische HipHop Festival auszurichten.
 
Über eine Stunde warten wir am Hauptbahnhof, bis der Zug schließlich angeschlichen kommt. Technische Probleme. Das übliche. Die Lok wird ausgetauscht, wir sitzen endlich an unseren Plätzen und freuen uns schon auf einen sonnenverwöhntes Wochenende mit Rap, Alkohol und was sonst noch alles Bestandteil unserer Lieblingskultur ist, als eine hektische Frauenstimme über Lautsprecher verkündet: "Achtung, Wagenführer! Das Problem liegt woanders.“ Wir unterbrechen die darauf eingetretene Totenstille im Abteil mit einem verzweifelten hysterischen Lachen, beten uns anschließend aber sofort mantraartig vor "Wir tun es für Hip Hop! Wir tun es für Hip Hop!“.
 
Während in Tschechien womöglich gerade die ersten Bierdosen geöffnet werden und man sich vor dem soeben aufgebauten Zelt in der Sonne aalt, befinden wir uns genau eine Station weiter am Südkreuz. Mittlerweile sind zwei Stunden vergangen und es ist klar: Dieser Zug fährt nirgendwo mehr hin. Wir steigen um in den nächsten. Niemand im Abteil spricht mehr. Nur die tschechische Mutter, die mit ihrem permanent essenden Kind kleine Körbe aus Wachswolle flechtet. Die dafür aber umso mehr. Als wir in Prag umsteigen und es uns schwerfällt die Vorfreude über die weiteren zwei Stunden Zugfahrt zu verbergen, meldet sich der Fotograf, der schon vor Ort ist. Schön, wenn zumindest bei einem Teil der Berichterstatter alles so funktioniert, wie es soll. Kurz bevor ich zu euphorisch werde, stelle ich fest, dass mein Handy nicht mehr funktioniert. Wahn-sinn.