Rap und Jugendgefährdung

Wenn sich ehemalige böse Jungs geläutert zeigen, ist das etwas Schönes. Noch schöner, wenn sie ihre Energie dann in positive, zukunftsfördernde Projekte stecken.
Jugendarbeit ist hier ein großes Steckenpferd. Hinzu kommt dann auch, dass sich Kinder und Jugendliche aufgrund ähnlicher Lebensumstände besser mit dem ehemaligen Rapper, als mit einem Anzugträger identifizieren können.

Der Weg schien also geebnet für Byron Amos, seineszeichens ehemaliger Manager der Hip Hop Formation UGK, eine Karriere im Bildungswesen einzuschlagen. Der langjährige Weggefährte von Bun B und Pimp C ist seit Jahren in die Schulpolitik von Atlanta involviert und bewarb sich nun um ein höheres Amt.
Nur leider hat er die Rechnung ohne eine konservative Elternvereinigung gemacht, die ihm infolge seiner Bewerbung, sowie angesichts seines Backgrounds ihre Unterstützung entzog.
Im Rahmen eines Interviews, das mit allen Kandidaten geführt wurde, stand Shawna Hayes Tavarez, Präsidentin der einflussreichen "Southwest Northwest Atlanta Parents and Partners for Schools“ dem ehemaligen Musikaktivisten mehr als skeptisch gegenüber.
Für Jemanden, der sich um ein solches Amt bewerbe und vorgebe sich um die Kinder zu sorgen, gehöre sich solche Musik nicht. Solche Musik sei genauso schlimm, wie Kinder zu bestehlen oder zu töten, so Taverez in einem Statement: "For him to actually want to run for the board and say that he cares about children, when what he's doing is using this music to do the worst for our children. It's like robbing them and killing them. It's like cheating for them" so Tavarez.

Etwas anders sieht das Verdaillia Turner. Die Vorsitzende der Lehrervereinigung von Atlanta betont, dass Amos sehr engagiert und zudem der einzige Kandidat ist, der ein Kind auf einer öffentlichen Schule in Atlanta habe: "Mr. Amos stood out as the only candidate with children in Atlanta Public Schools. He's been very actively engaged."

Diese Faktenlage sollte doch etwas wichtiger sein, als die Tatsache, dass Byron Amos irgendwann mal in ein paar UGK Videos zu sehen war.

Rapper und ihre jugendgefährdende Wirkung ist und bleibt aber anscheinend ein länderübergreifendes Thema.
So hat Deutschrap mal wieder eine eigene kleine "Gefährdet Rap die Jugend?“-Kontroverse, diesmal im beschaulichen Koblenz. Bushido hat am Wochenende ein Konzert in der schönen Stadt am Rhein gespielt, bei dem es im Vorfeld ziemlich drunter und drüber ging.
Das Jugendamt wollte Bus jugendlichen Fans nämlich den Zutritt verbieten. 14-16 Jährige sollten nur in Begleitung der Eltern, Jüngere gar nicht zum Konzert dürfen.
Der Veranstalter legte allerdings Widerspruch ein und das Verwaltungsgericht gab ihm am Freitag schließlich Recht. So durften 10-13 Jährige in Begleitung eines Erziehungsberechtigten, 14-16 Jährige uneingeschränkt zum Konzert. Einige Texte würden zwar durchaus "derbe Gossensprache“ beinhalten, deren Zumutbarkeit liege allerdings im Ermessen der Eltern, so das Gericht. Das Jugendamt müsse erst eingreifen, wenn die Grenze zur Gefährdung des körperlichen, geistigen oder seelischen Wohls der Kindes überschritten ist, heißt es in der Urteilsbegründung.

Diesen rechtsstaatlichen Erfolg nahm der Ersguterjunge-Chef natürlich wohlwollend zur Kenntnis und kommentierte das Ganze während seines Auftritts mit offensichtlicher Häme, indem er dem Jugendamt vorschlug, sich um die wichtigen Probleme in diesem Land zu kümmern, zum Beispiel um Menschen, die ihre Kinder verhungern lassen. Hier der Video-Mitschnitt eines Fans: