Schwule Rapper?

Wir schreiben das Jahr 2011. Obwohl die Aufklärung viel erreicht und viele Vorurteile geduldig widerlegt hat, gibt es doch immer noch jede Menge irrationale Feindseligkeiten. Nicht nur, aber auch in der HipHop-Kultur, in der Homosexualität immer noch mit einer ähnlichen Lockerheit wie im Vatikan oder unter den Mullahs im Iran behandelt wird.

So sah sich 50 Cent nun gezwungen, die Behauptung seines Ex-Schützlings Game zurückzuweisen, er sei heimlich schwul. Game hatte den G Unit-Boss Anfang des Monats nämlich als homosexuell geoutet. Via Twitter forderte er 50 dazu auf, zu seiner vermeintlichen sexuellen Orientierung zu stehen. Er, Game, habe überhaupt kein Problem mit Schwulen, der Friseur seiner Freundin sei schwul, aber cool, und er höre sehr gerne die Musik von Elton John.
"My girl hair stylist is GAY & he kool." "If your GAY be GAY !!! I don't have a problem with GAY people… I like Elton John's music a lot."

"Frag einfach die jungen Damen", blaffte 50 jetzt in einem Radio-Interview mit Funkmaster Flex zurück, offensichtlich wenig angetan von seinem vermeintlichen Zwangsouting. "If that's a valid question, they really need to ask the young ladies." Games Problem sei, dass er verzweifelt um Aufmerksamkeit bettele. ""I got a word, I came up with a word for everything that you see from that guy. It's desperation."

In einem Radiointerview hatte Game seine Ansichten über Homosexuelle näher erläutert und dabei betont, er habe kein Problem mit Schwulen, solange diese sich offen dazu bekannten. Es gäbe aber eine ganze Reihe von heimlich schwulen Rappern und das fände er verlogen. "I think there are several rappers that are in the closet and gay, and see those are the type of gay people that – the only type of gay people that I have a problem with." Schwule sollten stolz darauf sein, schwul zu sein, verkündete er. "Be gay and be proud."

Das sieht ein gewisser DMX allerdings ganz anders. Vom XXL Mag auf den Titel von Lil Bs Album "I'm Gay" (was sowohl "ich bin schwul" wie "ich bin fröhlich" heißen kann) angesprochen, reagierte er fassungslos. Ob das wirklich kein Scherz sei, erkundigte sich der Ruff Ryder, schmähte Lil B sehr originell als Lil Bitch und betonte mehrfach drohend, aber schwammig, man solle mit Worten vorsichtig umgehen. "Serious? You serious? Lil B? Lil B? Lil B*tch? There is power in words. There is power in words. You gave us power and the word, think before you speak that way when I speak you know I'm gonna teach. There is power in words." Äh, alles klar.

Insgesamt wird jedenfalls klar, dass es noch eine Weile dauern wird, bis ein unverkrampfter Umgang mit dem Thema auch in der HipHop-Szene möglich sein wird.