Freunde von Niemand – Willkommen im Niemandsland 2 (Sampler)

Flexibilität im 21. Jahrhundert schön und gut – manche Dinge ändern sich einfach nicht. Ein Freunde von Niemand-Release zum Beispiel ist und bleibt stets eine bombensichere Angelegenheit. Man weiß, worauf man sich einlässt, wenn die Jungs um Vega das Mic in die Hand nehmen. Aufrichtigkeit, Stolz, Treue, Verlässlichkeit – all diese Werte, die in einer zunehmend unübersichtlich werdenden Welt aus der Mode gekommen sind und gern ins Lächerliche gezogen werden, hält man hier noch voller Trotz hoch. Ironie? Lass mal gut sein. Das können andere besser. Hier lacht man eher über einen besiegten Feind als über sich selbst.

Nur das Wahre und das Schöne bleibt”, verkündet Vega gleich im Intro des neuen Labelsamplers “Willkommen im Niemandsland 2” voller ernstgemeintem Pathos. Wie ein Feldherr mit wehendem Mantel, der auf einem Hügel vor der Schlacht zu seinen Soldaten spricht, gibt er die Marschrichtung vor für das, was den Hörer auf den folgenden knapp 50 Minuten erwartet und beschwört ein weiteres Mal den Teamgeist. Dabei richtet er sich direkt an seine Jungs, also Bosca, Timeless, Bizzy Montana und Johnny Pepp,

“(…) die meinen Schmerz verstehen
die an ein‘ Führer glauben
der nichts geben kann als Hoffnung und paar müde Augen

Mit Gebrüll geht es sodann auf in den Kampf, “Niemand wie wir” vereint alle Member, um die Ausnahmestellung, die das Label so gern betont, ein weiteres Mal mit blanken Waffen zu untermauern. Zugegeben – die von mir gewählten Kriegsvergleiche sind nicht neu, sie drängen sich aber im Zusammenhang mit der Grundhaltung der Freunde von Niemand einfach auf.

Denn was danach folgt, ist ein Angriffssturm in wechselnden Kombinationen, gepaart mit Soloattacken der einzelnen Protagonisten und unterstützt von pathetischen Beats (u.a. Cristal, Jumpa, Bizzy Montana), der in seiner ganzen unironischen Herzlichkeit und Aufrichtigkeit zwar nicht unbedingt überraschend daherkommt, dafür aber immerhin einen Gegenentwurf zu all den leisen Zwischentönen und kritischen Selbstzweifeln der Konkurrenz darstellt.

Hier ist nichts mehrdeutig oder ambivalent, sondern von beruhigender Klarheit. Gegensätze wie gut (“Eine Liebe”, Timeless, auch, wenn’s die enttäuschte Variante derselben ist) und böse (“Meine Feinde”, Vega & Bosca) müssen nicht hinterfragt oder relativiert werden und ein Mann, der weiß wie man richtig feiert, ist selbstverständlich einer der “Könige der Nacht” (Bizzy Montana).

So weit, so übersichtlich. Man kann das stumpfsinnig oder grob vereinfacht finden, man kann zu Recht einwenden, dass dem ein recht enges Weltbild zugrunde liegt, aber letztlich geht es darum im Rap eben nicht. Es geht vielmehr darum ein schlüssiges Bild von sich zu zeichnen, sich im besten Sinn als Comicfigur, als greifbarer Character zu inszenieren, und das tun die Freunde von Niemand – in kräftigen, dick aufgetragenen Farben.

Denn meine Stadt ist der Chef auf dieser gottverdammten Seite des Planeten
Nur die Starken, die siegen
Musst mich entscheiden zwischen Bravo und der Straße und bin Straße geblieben” (“Was weißt du 2”, Vega)

Wir halten also fest: Der zweite Labelsampler ist einen Tick abwechslungsreicher ausgefallen als der erste, deswegen rückt man aber keinen Deut vom eingeschlagenen Weg ab. Ein Feind ist ein Feind, und ein Freund eher selten. In all seinem Pathos, seiner Humorlosigkeit und seiner Bodenständigkeit ist dieser Rap übrigens ausgesprochen deutsch – ohne dass man dies explizit in Songtiteln oder Textzeilen verkünden müsste.

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