Ruffiction – Ruffnecks (Review)

Nach unzähligen limitierten Verkaufsreleases und Freedownloads, die sich zum größten Teil auf dem Index befinden, bringen Ruffiction nun in Form von „Ruffnecks“ ihr erstes Release über den Großhandel. Wer jetzt aber davon ausgeht, dass die Jungs deshalb leichte Kost servieren, ist definitiv auf dem Holzweg.

Los geht´s mit „Unsere Lieder„. Auf ein klassisches Intro haben die Jungs geschissen und bringen stattdessen eine regelrechte Hymne für ihre Ruffamilia auf einem Beat, der epochaler nicht gestaltet sein könnte. Chöre und ein ganzes Orchester, die einen glauben lassen, man ziehe mit den „300„-Spartanern in die finale Schlacht. Passend dazu geht es im Titeltrack „Ruffnecks“ auch gleich weiter.

Schwarz gekleidet, schlecht gelaunt.
Gewaltbereit und Stress im Bauch.
Heute Nacht fließt Blut wie im Cartoon.
Ruffnecks, was ist unser Handwerk? AHU!

Auf einem treibenden Beat von Johnny Illstrument schreien die Jungs hier direkt mal ihre Wut heraus und geben einen Fick drauf, was andere davon halten. Was sollte einen auch die Meinung anderer über einen selbst interessieren? Eben, gar nicht. So wird das Ganze in „Ayran & Döner“ auf die Spitze getrieben, in dem die drei mit viel Humor und Augenzwinkern einen verdreckten Junkie-Lebensstil zelebrieren. Kann man von halten, was man will, jedoch würde es mich wundern, wenn hier nicht zumindest jeder zu Kevoe Wests Beat abgehen würde.

Meine Mama hat gesagt, ich hab im Leben nichts erreicht,
denn ich hab keinen Bock auf Arbeit, doch gebe keinen Scheiss.
Ich trag meinen Kopf stets oben, meine Nase noch viel höher,
ich mach mir keine Gedanken, reicht´s für Ayran und nen Döner.

Es gibt auch den einen oder anderen Featuregast auf „Ruffnecks„. So hat man mit Blokkmonsta und Schwartz, die beide ebenfalls mit diversen Tonträgern auf dem Index vertreten sind, den Track „Wir sind schuld“ aufgenommen. Textlich balanciert das wohl sehr wackelig auf der Schwelle zur Indizierung, aber etwas anderes erwartet man ja auch nicht, wenn man Ruffiction und Hirntot auf einem Track hört. Auch alte Wegbegleiter wie K-Gunn, AudioMax und Zero/Zero haben es auf das Album geschafft. Wobei gerade mit letzteren ein sehr amüsantes Werk entstanden ist. In „Steig in den Van“ geht es um vier Typen, die junge Damen (in Fall von Claus eine alte Dame) in ihrem Van mit auf eine Spritztour nehmen. Klar, kennt man aus allerlei Filmen. Jedoch ist das hier mit einer dermaßen poppigen Hook von Chazer One verbunden, dass wohl fast jedes Fräulein sofort einsteigen würde – trotz der blutigen Matratze im Laderaum.

Ruffnecks“ fährt aber nicht ausschließlich die Entertainment-Schiene. „Generation FdR“ liefert dann den sozialkritischen Track auf der Platte. All die schlechtgelaunten Jugendlichen, die sich selbst in perspektivlosen Situationen sehen und Angst vor der Zukunft haben, werden hier motiviert aufzustehen und zuveiichtlich nach vorn zu schauen. Mit „Hoffnung“ kriegt man dann einen Einblick in die Psyche der drei und erfährt von ihren Problemen hinter der coolen, witzigen Maske. Zukunftsängste, schlaflose Nächste, Alltagsstress, Wutausbrüche und der innere Zwiespalt von Drogenkonsumenten sind für Crystal F, Arbok 48 und Crack Claus nichts Fremdes.

Insgesamt ist „Ruffnecks“ ein sehr unterhaltsames Album, man merkt eine deutliche Verbesserung bei den Jungs. Thematisch bleiben sie ihrer Linie treu, jedoch textlich ausgefeilter – jeder wird halt mal älter und versucht Stress mit Behörden aus dem Weg zu gehen. Ruffiction-Fans werden so oder so auf ihre Kosten kommen, HipHop-Nazis werden wohl weiterhin bei ihrer Formel „Das hat mit HipHop nichts zu tun“ bleiben, sollten aber wenigstens den sehr guten Produktionen von Kevoe WestCristalJohnny Illstrument, Hanx & DeaksBjet und Chazer One eine Chance geben.

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